Man könnte meinen, ein großer, schwarzer Schatten stünde auf dem größten Hügel im Territorium des Sturmclan, als ich nach einigem Marsch die Spitze erreichte und meinen Blick über die Wiesen streifen ließ. Es war warm geworden in den letzten Tagen und die Sonne hatte den Himmel immer mehr für sich beansprucht. Nun, es musste alles im Gleichgewicht sein. In der Blattgrüne beherrschte das Licht die Welt, während es in der Blattleere die Dunkelheit tat. Wie alt wohl Sonne und Mond waren? Vielleicht waren sie älter, als unsere Welt selbst? Der warme Wind ließ mich entspannen, da er die Hitze etwas vertrieb und mir dadurch ein wenig half, abzukühlen. Langsam ließ ich mich nieder im hohen Gras und Beobachtete, wie ein paar Vögel vom Boden auf flogen und in die entlegenen Wälder flohen. Dabei hatte ich die großen Ohren gespitzt und den buschigen Schweif um den Körper gelegt. Mein Fell war schon etwas dünner, als es in der Blattleere war, doch noch immer machte es den Großteil meiner massigen Erscheinung aus. Ich hatte mir heute Mühe gegeben, es ein wenig sauberer zu machen, auch wenn ich nie alle Knoten lösen konnte. Dafür fehlte mir auch schlichtweg die Motivation. Ich hatte mich heute vom Lager entfernt, um ein wenig nachzudenken und anschließend Kräuter zu sammeln. Sweetpaw machte sich im Moment gut, auch wenn ich noch immer Bedenken hatte, dass sie sich nicht an das hielt, was ich ihr gesagt hatte. Sie hatte hoffentlich aufgehört, etwas für diesen Regenpfote zu empfinden, denn ansonsten... Ansonsten würde ich etwas tun müssen, was ihr vielleicht nicht sonderlich gefiel. Ich schnaubte leise bei dem Gedanken. Tse, das würde ich nicht tun. Nein, dafür war ich wahrscheinlich zu feige. Ich seufzte leise und legte den Kopf auf die überschlagenen Pfoten. Irgendwie war es doch nicht so toll, allein zu sein. Ich war schon immer ein Einzelgänger gewesen, hatte es bevorzugt, die Dinge auf meine Weise zu tun. Aber... Nun hatte selbst Steinfell mich verraten. Er hatte Splitterstern von meinen Zweifeln erzählt. Ich rümpfte leicht die Nase. Nicht einmal mehr meinem besten Freund konnte ich vertrauen. Was hatte ich auch erwartet? Ich war hier, um einen Job zu erledigen, nicht um meine Probleme mit anderen zu teilen. Er ging mir gehörig gegen den Strich. Jetzt wo er wieder zweiter Anführer war, da glaubte er, er dürfte sich alles erlauben?! Nicht mit mir. Mit ihm würde ich aber nicht reden. Nein, ich würde ihn ignorieren. Wenn er was wollte, sollte er gefälligst zu mir kommen. Es dauerte eine Weile bis ich mich halbwegs beruhigt hatte und müde seufzte. *Das macht es doch auch nicht besser...*,dachte ich verärgert über mich selbst und spielte ein bisschen mit einem Grashalm herum. Es dauerte nicht lang, bis ich mich wieder ablenken konnte und ein bisschen netter wirkte. Ein Zitronenfalter flog um mich herum und setzte sich nicht weit entfernt von mir auf eine Mohnblume. Ich duckte mich und beobachtete ihn eine Weile. *Hübscher Schmetterling.* Ich kam mir vor, wie ein junger Schüler, der alles ansprang, was er interessant fand. So war ich tatsächlich als ich noch in der Ausbildung war. Ich war... Friedlicher. Der Schmetterling flog geschwind davon, als ich mit dem Ohr zuckte und ich sah ihm eine Weile nach. Dann betrachtete ich die Wolken am Himmel. Sie schwebten langsam an uns vorbei und Mal wieder fragte ich mich, wo sie wohl hin flogen? Vielleicht in eine andere Welt? Vielleicht zu den Sternen? Keine Ahnung. Ich streckte mich einmal und überlegte, ob ich Sweetpaw holen sollte. Ich hatte ihr aufgetragen, am Fluss nach Binse zu suchen und mich dann hier oben zu treffen. Wenn ich sie abholte, ging alles etwas schneller. Also richtete ich mich langsam auf und rutschte geschickt den steilen Hang hinab, um ihr entgegen zu gehen.
@Sweetpaw