Ich biss die Zähne zusammen und als die Tränen wieder etwas versiegt waren, sah ich auf und wandte mich langsam zu Falcon. "Warum bist du mir nachgegangen?" Fragte ich leise, verständnislos.

Ich schwieg und sah aber zu ihr herunter. Eine ganze Weile dachte ich über meine Worte nach, setzte dann aber zu einer Antwort an: "Beantworte dir die Frage doch selbst... aber vor allem, will ich nicht, dass du dir etwas antust", meinte ich ehrlich und zuckte mit den Schultern.

Ich sah ihn überrascht an. "Ich mir was antue?" Fragte ich überrascht. Meine Ohren senkten sich etwas, dann blickte ich weg. Daran hatte ich tatsächlich nicht gedacht...doch jetzt wo er es sagte. Ich schluckte. "Das werde ich nicht tun." Murmelte ich dann leise weiter. "Auch, wenn es mir äußerst zuwider ist, welchen Lauf mein Leben genommen hat."

"Du bist dafür selbstverantwortlich", meinte ich kalt und fuhr mir mit der Zunge einmal ums Maul. "Also widerst du dich selbst an", ich streckte mich und fing an mein Brustfell zu putzen. "Aber gut, denn du hast Junge die dich brauchen" Ich stand auf, ich hatte meine Aufgabe erfüllt. Sie würde sich nichts antun, also war alles gut.

Ich sah zu ihm und meine Augen kniffen sich zusammen. "Wieso willst du mich davon abhalten, dass ich mir was antue?" fragte ich. "Das wäre doch das Beste für dich, wenn ich einfach aus deinem Leben verschwinden würde."

"Glaubst du das wirklich? Durch den Verlust und meine derzeitige emotionale Abhängigkeit würde ich nu tiefer fallen. Dein Tod würde die Sache nur verschlimmern, nicht verbessern. Du würdest nicht aus meinem Leben verschwinden, im Gegenteil. Gegen meinen Willen würdest du nur noch mehr Bestandteil meines Lebens sein. Du würdest mich quälen, weil ich nicht abschließen konnte" Ich sah sie ausdruckslos an. "Aber mir ging es nicht um mich, was ich davon hätte. Es geht um Hawkfang, der dich brauchen wird, um deine Jungen und um dich."

Ich schüttelte den Kopf. "Wieso sollte mich Hawkfang brauchen?" Fragte ich und meine Stimme glich wieder Verbitterung. "Wieso redest du denn noch mit mir, bringst mir Mäuse und läufst mir nach, wenn du doch nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Weißt du, sowas gibt mir nämlich Hoffnung und jedes Mal werde ich aber wieder enttäuscht wenn du sagst, dass du willst, dass ich aus deinen Gedanken verschwinde. Du solltest dich langsam entscheiden, denn nicht nur dich zerreißt das, sondern auch mich." Miaute ich. Auch, wenn man meinen könnte, dass ich diese Worte hart und aufgeregt sagte, war ich stattdessen vielmehr sehr ruhig und leise. "Also wieso verschwindest du nicht entweder einfach oder stehst mir ganz bei?"

"Hoffnung? Hoffnung auf was bitte?", fragte ich kühl und sah sie ausdruckslos an. "Hawkfang braucht dich, weil du nicht ganz so dumm bist wie der Rest und ihn gut beraten kannst", sagte ich und fuhr über mein Brustfell.

Meine Ohren zuckten leicht, nicht sicher, ob ich ihm das so abnehmen sollte. "Hoffnung darauf, dass ich nicht ganz alleine bin." Miaute ich und kurz zog ich einen Maulwinkel hoch, ein kurzes Lächeln, aber mit ausschließlich ironischer Bedeutung, was mir selbst irgendwo meine Aussichtslosigkeit verdeutlichte.

"Du bist nicht allein. Du hast deine Jungen und die Clankatzen", meinte ich trocken und versuchte gar nicht erst, meine Abscheu ihr gegenüber zu verbergen. "Aber ein Luxusproblem zerstört natürlich deine Hoffnung, ist klar. Verzeih, aber ich kann dein Gejammer nicht ernst nehmen. Einsamkeit, das Gefühl kennst du doch gar nicht." Ich bleckte die Zähne und trank dann wieder etwas. Das Wasser füllte meinen Magen und ich unterdrückte so etwas das Hungergefühl

"Die Clanaktzen" ich machte ironisch. "Meine Jungen..." Etwas schüttelte ich den Kopf und sah dann zu ihm auf. "Ich bin vielleicht nicht allein, aber ich bin einsam und du kannst mir noch so viel erzählen, dass ich das Gefühl nicht kenne, ich weiß, dass es anders ist." Ich machte eine Pause und sah wieder zum Fluss, bevor ich weiter sprach. "Wieso bist du hier her gekommen, wenn du mich eh nur runter machen willst? An sich bist du doch ein ehrbarer Krieger, du solltest deine Wut auf mich zu zügeln wissen."

"Weißdornblüte", fing ich an und meine Schnurrhaare zuckten etwas. "Würde ich dich wirklich runtermachen wollen, würdest du wie ein zerbrechliches Junges schon lange am Boden kauern und Rotz und Wasser heulen" Ich sah sie herablassend an und streckte mich einmal. "Wann warst du denn einsam? Den einen Tag jetzt, wo Mohnstern tot ist? Einsamkeit, Junge und Gefährte - das passt nicht zusammen." Ich schloss die Augen und dachte einen kurzen Moment nach. "Ich halte mich zurück, ich bin sogar nett. Wie gesagt, ich bin hier, um mich zu vergewissern, dass du dir nichts antust und für deine Junge da sein kannst. Jetzt geh zurück ins Lager und sei für deine Jungen da, sie brauchen dich, müssen getröstet werden und mit dem Verlust klarkommen. Ach.. und bring' ihnen das Gesetz der Krieger bei." Letzteres war eine Anspielung auf alte Zeiten. Ich hatte ihr damals Nachhilfe geben müssen, aber so waren wir auch erst richtig ins Gespräch gekommen. "Ich bringe dich zurück"

Mein Fell sträubte sich und ich knurrte ihn an. Ich war eh schon gereizt, doch er steuerte zusätzlich dazu bei. Ich kniff die Augen zusammen und erwiderte in forschem Tonfall. "Meine Jungen haben ihre Augen noch nicht einmal alle geöffnet und Mohsntern hat uns nicht mehr selten besucht als andere Katzen. Die werden nicht trauern, weil sie nichts mit ihm verbinden." in diesem Moment fielen mir meine harten Worte gar nicht auf, ich sprach sie ohne zu zögern aus. Ich war so in Rage, auch seine Anspielung verstand ich nicht. "Bring du ihnen doch das Gesetz bei, sie werden es noch früh genug lernen." Mein Schweif zuckte. "Ich gehe nirgendwo hin, erst recht nicht, wenn mich irgendwer bringen will." Ich funkelte ihn an. "Ich bleibe hier und versauere hier und mache es so wie du und halte mich einfach von allen fern, dann schade ich auch niemandem mehr und hab meine Ruhe." Ich schluckte. Während des Redens hatte ich gar nicht gemerkt, wie ich ungewollt wieder einige Tränen vergossen hatte.

Ihr Temperament ließ mich leise schnurren, denn genau das gefiel mir bei Katzen. Widerwort zu bekommen war Alltag, also störte mich das nicht, im Gegenteil; es gefiel mir. "Dann bleib", meinte ich kühl und stieß sie mit meiner Schulter in den Fluss. Ihr sollte schon nichts passieren, die Stelle war seicht und sie konnte sicherlich stehen... gut sie war kleiner, aber dennoch sollte es gehen. "Kühl mal dein Temperament ab, fasse klare Gedanken und dann komm. Durch die Totenwache hast du kaum geschlafen oder nicht?" Ich sah zu ihr herunter und legte den Kopf schief. Notfalls würde ich sie eben rausziehen müssen, die Kraft dafür sollte ich aufbringen können..

Ich fiel in den Fluss und es ging so schnell, dass ich dagegen auch nicht viel tun konnte. So tauchte ich in das inzwischen eisige Wasser, erschrak kurz, aber als ich mich einigermaßen wieder gefasst hatte sah ich zu ihm, bleckte die Zähne und knurrte ihn verärgert an. "Du räudiger Köter." knurrte ich und versuchte, mich an den Steinen hochzuziehen, rutschte aber ständig ab, was in der Situation lustig aussehen musste, das, was ich gerade am wenigsten gebrauchen konnte.

"Du solltest dich mal sehen", meinte ich und lachte, was zwar eher rau und kalt klang, aber ehrlich meine Belustigung ausdrückte. Viele Monde hatte ich nun schon nicht mehr gelacht, das war mein Körper schon gar nicht mehr gewohnt. "Du solltest mich nicht beleidigen, du willst immerhin etwas von mir. Warte", ich trat humpelnd näher heran und packte die weiße Katze am Nackenfell. Sanft zog ich sie aus dem Wasser, oder half ihr besser gesagt beim herausklettern und ließ sie los, als sie wieder festen Boden unter den Pfoten hatte.

Ich ließ mich zwar von ihm hochziehen, stieß ihn aber sofort wieder von mir weg und sah ihn motzig an, schüttelte mein Fell aus. Ich betrachtete ihn und biss die Zähne aufeinander. Ich hatte keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Nicht nur jetzt in dieser Situation, sondern generell....

"Gern geschehen", murmelte ich knapp und verbarg den Schmerz in meinen Augen, als ich durch den Stoß mit der gebrochenen Pfote auftrat und ein stechenden Schmerz spürte. "Geht es dir jetzt besser?" Ich machte es mir nicht leichter, das war mir bewusst, aber ich wollte ihr helfen. "Du siehst putzig aus, wenn du so motzig bist und schmollst", gab ich dann zu "Aber du bist wieder abgekühlt, finde ich gut". Sie sollte auf andere Gedanken kommen, also versuchte ich es jetzt auf diese Art und Weise.

Ich sah für einen Moment belustigt auf, meine Ohren wanderten nach vorne, doch schon direkt klappten sie wieder zusammen und ich sah ihn böse an, bis erneut die Zähne aufeinander und antwortete schnell: "Ich bin nicht putzig." widersprach ich. "Und ich bin auch nicht abgekühlt." Okay, vielleicht war ich das doch, denn ein leichtes Seufzen entfuhr mir nach diesen Worten.

Ihre Worte überzeugten mich nicht sonderlich und so schüttelte ich nur meinen stammigen Kopf. "Willst du noch einmal baden gehen?", fragte ich gespielt charmant und ein leicht spöttisches Funkeln blitzte in meinen Augen auf. Auf ihre erste Aussage ging ich nicht ein. Sie wusste ja gar nicht, was ich alles in ihr sah. Sie war so viel mehr, als einfach nur putzig. Ich war hin und her gerissen. Ich wollte Weißdornblüte beistehen, aber jede Sekunde fühlte sich dabei falsch und voller Schmerz an... und zugleich wollte ich sie einfach allein stehen lassen, sie vergessen und aus meinem Leben verbannen. "Können wir jetzt ins Lager?"

Ich runpfte nur beleidigt die Schnauze, es war mir irgendwo peinlich, dass er mich so einfach hatte in den Fluss stoßen können. Ich sah skeptisch hin und her und nickte dann aber schließlich. Ich musste sogar kurz lächeln. "das du das Mal wieder zu mir sagst." Kommentierte ich leise.

"Was meinst du?", fragte ich etwas verwirrt und legte den Kopf zur Seite. "Ich spreche in den fünf Minuten bei dir mehr, als ich es sonst in mehreren Monden tu... aber ich kann derzeit auch nicht trainieren, richtig armselig..."

"Ich meine, dass du zurück ins Lager willst, wobei du doch am liebsten wieder zurück ins Territorium würdest und..." Ich ging auf seine Worte ein "lieber dort trainieren würdest."

"Ich würde hier draußen sterben, ich kann in meiner Verfassung nicht für mein Überleben sorgen", grummelte ich und humpelte dann schon einmal los. "Trainieren werde ich, sobald die Schiene ab ist. Ich verschwende so viel Zeit... naja egal. Versuche nicht den ganzen Wald mit ins Lager zu schleppen, sonst denken die im Lager noch- egal." Nun schwieg ich wieder und steuerte den Weg ins Lager an. Ich kehre freiwillig zurück, wobei... mehr notgedrungen, also muss ich mich nicht schämen

Ich betrachtete ihn für eine Weile, während wir in Richtung Lager gingen, dann sah ich wieder auf den Weg vor uns und fragte schließlich: Was ist eigentlich passiert?"