"Was für einen Grund sollte es sonst geben?", fragte ich meinen Bruder mit monotoner Stimme und kniff die Augen leicht zusammen. Er wirkte angespannt, doch ich war es müde zu fragen und wirklich interessieren tat es mich ja ohnehin nicht. Warum also sollte ich falsches Interesse vorspielen? Angespannt war doch jede Katze - vor allem, wenn sie in der Situation von Hawk wäre. "Ich stehe Räuberstern nicht im Weg... pah, hüte deine Zunge. Es gäbe für mich keinen Grund und stand ich dir denn im Weg?" Mein Blick wurde ganz leer und ich gab ein verächtliches Schnauben von mir. "Man teilt mich nicht für die Jagd ein, würde ich aber ohnehin nicht übernehmen... also..." Ich zuckte mit den Schultern. Ich legte durchaus etwas Beute auf den Frischbeutehaufen, aber nicht immer.

@Falconcurse
"Weiß nicht. Du bist mein Bruder?" Nein, eigentlich war das auch kein Grund. Goldregen hätte ich schließlich auch nicht freiwillig Hallo gesagt. Ich zuckte schließlich mit den Schultern und schaute, nein, starrte, in den Wald. Dieses Starren war in letzter Zeit wieder vermehrt aufgetreten, vor allem wenn ich nachdachte. "Nein. Aber du wirktest nie, als könntest du sie besonders gut leiden. Das ist alles.",legte ich dann offen. "Eben, das würdest du ohnehin nicht machen. Damit widersetzt du dich zwar dem Gesetz der Krieger, aber solange du alles andere erledigst, soll das wohl egal sein.",meinte ich mit etwas Sarkasmus gepfeffert, aber schaute ihn dann über die Schulter an.

"Seit wann ist das denn ein Grund?", fragte ich nur und schnaubte erneut. Mir fiel durchaus das Starren meines Bruders auf, doch es war für mich etwas vollkommen normales und deshalb nicht der Rede wert. "Ich kann Katzen generell nicht wirklich leiden", murmelte ich nur und rollte mit den Augen. Ich stieß eigentlich alle Katzen von mir weg, was nicht immer gut war. "Sie hat dich verletzt... fast schon mit dir gespielt und du glaubst, ich würde das Verzeihen? Ich vergesse nicht, ich vergebe nicht" Ich hob den Kopf an. 'Fast nicht', fügte ich in Gedanken hinzu, denn es hatte wenige Momente gegeben, in denen ich Vergeben habe. "Ich widersetze mich dem Gesetz der Krieger? Wiederhole das noch einmal und du hast sehr bald keine Zunge mehr..."

"Was weiß ich." Ich verdrehte leicht die Augen, schaute dann auch wieder in Richtung Wald. "Das merkt man. Aber da sind wir uns wohl auch einig drin." Oh ja, es gab viele Katzen, die ich nicht leiden konnte. Ich hatte deshalb auch keinerlei freunde im Clan, Räuberstern mal ausgenommen, aber sie war auch meine Gefährtin, das zählte sowieso nicht. Doch die nächsten Worte meines Bruders ließen mir einen Schauer über den Rücken laufen. War das so offensichtlich gewesen? Nein... mein Bruder war einfach ein zu guter Beobachter. Ich zog die Schultern unauffällig ein wenig hoch. "Da kann ich nicht widersprechen. Sie hat mich ordentlich zum Narren gehalten. Kann ich ihr aber auch nicht verübeln, ich habe ihr weitaus schlimmeres angetan." *Zum Beispiel ihre Schwester verletzt, ihre Nichten und Neffen verteufelt und ihren besten Freund umgebracht.*,schoss es mir durch den Kopf. Da war es nur verständlich, dass Räuberstern irgendwann zurück schlug. Ich hatte mich ja auch nicht wirklich gewehrt, ich wollte ja die Strafe, die ich nun bekommen hatte irgendwie. Mein Hass auf Liliengift hatte sich in keinster Weise verringert, aber ihre Jungen musste ich wohl oder übel nun in Ruhe lassen. "Naja, du bringst nicht jeden Tag Beute ins Lager, um die Ältesten, Jungen und Königinnen zu versorgen. Du verlässt dich darauf, dass wir das tun."

"Einig - aus deinem Mund klingt das so-", ich stoppte, denn ich hatte selbst keine Lust auf Gemeinheiten. "Vielleicht sind wir uns in diesem Punkt ähnlich, doch unsere Wege waren vollkommen verschieden" Den Neid der in meiner Stimme lauerte, konnte ich zwar verbergen, doch meine Worte wurden dennoch sehr scharf gesprochen. Ich beobachtete meinen Bruder, auch weil ich es als unhöflich empfand beim Reden die Person nicht anzusehen. "Hat Räuberstern das?" Das war ein kleiner wunder Punkt von mir. Ich hatte damals geschworen Räuber fertig zu machen, wenn sie meinem Bruder schadete. Unwissenheit war mir normalerweise fremd, doch ich mischte mich nicht in das Leben meines Bruders ein. "Das Gesetz besagt, dass Älteste, Junge und Königinnen zuerst Futter bekommen - willst du mir sagen, ich würde dieses Gesetz brechen? Das Gesetz besagt, dass Beute nur getötet werden darf, um es am Ende auch zu verzehren... verstoße ich dagegen und bringe hunderte Beutetiere um?!" Niemand warf mir Gesetzesbruch vor und sofort spannte ich die Muskeln an. "Also, was hast du getan Hawkfang. Du starrst in den Wald und wirkst fast schon demütig... schuldbewusst, wenn du Räuberstern erwähnst"

"Ich weiß.",war meine Antwort auf dass wir andere Wege eingeschlagen hätten. Durchaus, wir waren sehr verschieden. Und trotzdem brachte es mich noch immer zur Weißglut, wenn man mich seine Kopie nannte. "Ja... Irgendwie schon.",murmelte ich. Sie hatte sich mir entgegen gestellt in meiner Zeit als Anführer, das hatten viele. Dabei hatte ich geglaubt, mit genügend Stärke, die ich zeigte, würde ich auch den Clan stark halten und ihn auf meine Seite bringen. Nun, das war kräftig nach hinten los gegangen. Mein Bruder schien ziemlich erbost darüber zu sein, dass ich ihn des Gesetzesbruchs bezichtigte, was zugegeben etwas unerwartet kam. "Ich - Nein, so meinte ich das nicht. Das war... Hypothetisch gemeint. Weil du eben nicht regelmäßig jagst und dadurch, wenn man mal nur dich betrachtet, die Versorgung nicht selbst hundertprozentig herstellst, sondern dich auf andere ver- Ach, vergiss es, ich glaube, mit dem Thema kommen wir zu nichts." Mit ihm streiten wollte ich wirklich nicht, was meine Einlenkung auch zeigte. "Ich habe mich mit Räuberstern's Schwester, Liliengift, angelegt. Und mit ihren Jungen. Aus gutem Grund, aber offensichtlich bin ich zu weit gegangen. Nun ja, Leben sind offensichtlich von unterschiedlichem Wert, auch für meine Gefährtin. Trotzdem, das mit den Jungen hätte nicht sein müssen."

Mit jedem seiner Worte zu den Gesetzen stand ich so kurz davor meinem Bruder meine Krallenspuren auf der Nase zu hinterlassen. Er sollte wissen, was die Gesetze mir bedeuteten und was es für mich hieß, wenn man mir Gesetzesbruch vorwarf. Ich kniff die Augen zusammen und knurrte kurz. "Du meinst jetzt aber nicht wegen Ghosteagle oder?" Ich glaubte meinem Bruder nicht, zumindest glaubte ich nicht, dass das alles war. "Jedes Leben ist gleich viel wert, Hawkfang - doch deine Gefühle, die Gefühle aller Katzen, lassen diese Gegebenheit oftmals verschwimmen... sodass sie am Ende unkenntlich ist."

"Doch, wegen diesem verdammten Ghosteagle. Als Nachttau wegen Liliengift und ihm in den Fluss sprang, habe ich sie gerettet und dabei ein Leben verloren, ich bin GESTORBEN. Und Nachttau wäre es beinahe auch.", knurrte ich zurück. "Ist das so? Nun, mir wurde jetzt mehrfach gesagt, dass ich den Katzen tot lieber wäre und meine Strafe ist auch härter ausgefallen, als die für Liliengift." Dass er den Gesetzen treu war, war mir durchaus bewusst, ich würde das nie in Frage stellen. Mir war nur sein Weg, sich an diese Gesetze zu halten, nicht ganz geheuer, noch nie.

"Welche Katze hat das gesagt?", fragte ich meinen Bruder und hob die Augenbrauen.

Ich zuckte mit den Schultern, erneut. "Liliengift, ihre Jungen, Raptorshriek... genug Katzen." Ich wusste noch immer nicht, was ich davon halten sollte. Mir war es natürlich lieber, am Leben zu bleiben, aber war ich wirklich so nervtötend und grausam, dass ich sogar schon in den Sternenclan gewünscht wurde? Nun, wahrscheinlich sollte mir das egal sein. "Spielt auch keine Rolle. Ich hab meine Aufgabe, das ist alles, was zählt."

"Was interessieren dich die Worte dieser Katzen? Wenn ich das sage kannst du anfangen dir Gedanken zu machen, keine Sekunde eher", meinte ich ruhig und hatte mich aber für einen kurzen Moment verspannt. Es gefiel mir einfach nicht, wie jemand meinem Bruder den Tod wünschte.

Ich wirkte ein wenig verunsichert, auch wenn es nur für einen sehr kurzen Moment war, bevor ich mich wieder fasste. "Ich hab schon alle möglichen Beleidigungen an den Kopf geworfen bekommen. Dass ich nervig bin, zu voreilig, vorlaut, ein Idiot... Das bin ich gewohnt, dagegen bin ich abgehärtet." Schön wär's zumindest. "Aber dass mich jemand tot sehen will? Das... war ein sehr seltsames Gefühl. Mir kommt es vor, als hätte ich plötzlich keine Berechtigung mehr, hier zu sein, als hätte ich es nun zu weit getrieben.",erklärte ich mich weiter und war dabei vollkommen ehrlich. Mein Bruder war vielleicht nicht gerade mein bester Freund, aber gerade in solchen Situationen? Nun... da war er derjenige, dem ich nach Räuberstern am meisten vertraute. Oder sogar vor Räuberstern? "Und Räuberstern ist das völlig egal. Ich hab mit ihr darüber geredet, auch über diese Sache mit Nachttau. Sie meinte nur, dass ihr doch egal ist, wie andere über mich reden, weil sie ja die Wahrheit kennt und dass das mit Nachttau schlimm, aber ihre Entscheidung war." Zum Ende hin begann ich, ein wenig zu knurren. "Ihr ist es also egal, dass sich meine Schwester wegen ihrer verdammten Metze von Verwandter fast in den Sternenclan befördert hätte. Und ihr ist es auch egal, dass die Jungen dieser Metze aufwachsen, nur um mir dann an den Kragen zu gehen. Ist doch nicht meine Schuld, dass diese ekelhafte Katze sich an einen vergebenen Kater ran machen musste, das ist ihre Schuld!"

Bei der Aufzählung der Beleidigungen setzte ich gedanklich immer einen Haken dahinter - immerhin hatte auch ich ihm diese Dinge gesagt. Ich durfte das, jedenfalls redete ich mir das ein. "Es sollte auch ein seltsames Gefühl bleiben", meinte ich mit fester Stimme und kniff die Augen zusammen. "Deine Berechtigung? Verwerfe diese Gedanken Hawkfang. Das ist... falsch. Allein der Gedanke daran ist falsch" Ich fuhr mir mit der Zunge um mein Maul. Emotionale Ratschläge konnte ich nur schwer erteilen, fast gar nicht und das machte sich mal wieder bemerkbar. Ich beobachtete meinen Bruder und legte den Kopf zur Seite. Die Sache nahm ihn sehr mit, aber war der verwunderlich? "Bis zu einem bestimmten Grad ist es durchaus egal, allerdings gibt es auch bei Worten eine klare Grenze die nicht überschritten werden sollte - das ging allerdings viel zu weit." Kurz überlegte ich. War das Doppelmoral? Ich hatte Mohnstern ebenfalls nicht nur gutes gewünscht, doch ausgesprochen hatte ich es nie und der Tod war es niemals gewesen. Nrin... "Diese Aussage als egal abzustempeln, da man die Wahrheit eigentlich kennt... ist genauso falsch. Vielleicht wenn du mit ihr als Gefährte sprichst... kann man das mal noch abnicken, aber ein Anführer sollte anders reagieren." Ich schnaubte und blieb vollkommen ruhig. Ganz automatisch nahm ich den Gegenpol zu meinem Bruder ein. "Nachttau... es wäre ihre Entscheidung gewesen. Ich stand viele Male vor der Entscheidung und habe jedes Mal abgelehnt. Es zeigt ihre Schwäche... Aber ich habe mich ohnehin schwer damit, also... ist das nur eine Meinung... Du vergisst aber etwas. Pumapfote ist mein Schüler, also pass auf was du zu sagen hast Bruder"

"Ist der Gedanke wirklich so falsch? Ich denke da jetzt schon eine ganze Zeit lang drüber nach, ich meine, wenn selbst meine Gefährtin es als akzeptabel ansieht, dass man so etwas zu mir sagt, dann ... reicht das nicht schon, um es in Frage zu stellen? Reicht es nicht, damit ich hinterfrage, was ich eigentlich noch hier zu suchen habe? Ich mein, ja, ich habe eine Familie, aber manchmal frage ich mich, ob das überhaupt die richtige Entscheidung war, eine zu gründen, meine ich.",redete ich mir endlich von der Seele, was ich seit Monden versuchte, zu unterdrücken. Und ich hoffte einfach, dass mein Bruder das für sich behielt. "Mir hat noch nie jemand gesagt, dass ich einfach mein Leben aufgeben sollte, nicht einmal Perlmuttflut nach dem... Unfall. Und dann kommt diese ganze Sippe an und meint, ich wäre es nicht mehr wert, hier zu stehen, dass ich Räuberstern nur kaputt mache und meine Jungen auch. Ist es dann nicht irgendwie ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich mich fragen sollte, ob sie vielleicht recht haben? Ob ich es wirklich nicht mehr wert bin, diese Katzen um mich zu haben?" Ich sprach vergleichsweise ruhig, irgendwie wirkte ich aber ein wenig verwirrt und verloren. "Wie soll ich sonst mit ihr sprechen? Sie ist jetzt meine Anführerin, ich muss ihr so oder so den nötigen Respekt zeigen und darf keinen Ärger mehr machen. Und in letzter Zeit... Ich dachte, das wäre das richtige, ich dachte, wenn ich für eine Bestrafung sorge, dass Nachttau vielleicht wieder ins Reine mit sich selbst kommt. Irgendwie ist sie das auch, nur völlig ohne mein Zutun. Meine Taten haben nur wieder genau das bewirkt, was ich überhaupt nicht wollte, ich hab wieder auf ganzer Länge versagt. Jetzt hat Räuberstern Ärger mit ein paar Schülern, ihre Schwester hetzt sie gegen mich auf und ich wurde bestraft, weil ich mich verteidigt hab. Klasse." Als er jedoch meinte, dass Nachttau Schwäche gezeigt hätte, reagierte ich nicht wie sonst gleich patzig. Ich blieb vergleichsweise ruhig und seufzte nur leise. "Hat sie, aber ich hätte es ganz ehrlich nicht anders gemacht. Wenn ich rausfinden würde dass Räuberstern mich betrügt... Ich würde wahrscheinlich erst das halbe Lager abschlachten und dann in den Fluss springen."

Es würde niemals ein Wort meine Lippen verlassen über das, was mein Bruder mir gerade erzählte. Seine Ängste und Zweifel gehörten ihm, das er mir gegenüber so offen war, verwunderte mich zudem. Emotionalen Beistand konnte ich nur mäßig geben, denn Gefühle überforderten mich. Ich handelte dann anders... das beste Beispiel wäre wohl Mohnsterns Tod, als ich einfach lachen musste. Überrannten mich meine Gefühle gerade? Nein, es war etwas anderes. Meine Wut schien sich wie die Wellen aufzutürmen, doch ich durfte nicht zeigen. Äußerlich wirkte ich genauso emotionslos wie immer. "Ist das eine ernstgemeinte Frage, Hawkfang?" Ich legte Enttäuschung in meine Stimme. Früher hatte ich das oft gemacht, meinen Bruder verletzt um ihn abzulenken. Den Hass auf mich gezogen, damit er kanalisiert alles abbauen konnte und andere Katzen nicht zu Schaden kamen. "Wenn du auch nur eine Sekunde den Worten dieser Katzen glaubst, dann..." Ich schlug meinen Bruder und sah fast schon auf ihn herab - jedenfalls in meinen Gedanken. Früher hätte ich das, hätte wieder seine Wur auf mich genommen, doch das wäre jetzt nicht richtig gewesen. "... solltest du vielleicht mal wieder dein Spiegelbild betrachten, darüber nachdenken wer du bist." Ich stand auf und bedachte meinem Bruder mir zu folgen. "Hörst du den Wald? Riechst du ihn? Kannst du den Wind in deinem Fell spüren und die eisige Kälte?" Ich sah über meine Schulter und blickte meinen Bruder an. "Das heißt es zu leben, Hawkfang. Weißz du, ich stand oft kurz davor... doch dann habe ich nachgedacht. Es scheint den SternenClan zu geben, doch was ist das für ein Leben das man dort führt? Ist es möglich zu fühlen... zu schmecken... zu hören... noch viel wichtiger, ist es möglich zu denken? Es gibt dafür keine Garantie, weißt du" Ich sprang über einen dicken Ast und blieb vor einem Felsen stehen. "Deine Familie macht dich glücklich, Hawlfang. Ein Leben ohne Glück ist... leer, gleichgültig... traurig. Wir treffen viele falsche Entscheidungen, aber das macht uns aus. Ohne deine Gefühle zu kennen, es war die richtige Entscheidung. Du bist richtig aufgeblüht" Ich sprang nach oben und setzte mich, wartete aber auf meinen Bruder. "Warum sollte man dir es auch sagen? Es ist falsch. Allein aus Respekt und Anstand sollten diese Worte nicht in den Mund genommen werden. Doch weißt du Hawkfang, sowas ist ein Zeichen von Schwäche... von Dummheit. Noch größerer Dummheit" Ich starrte in die Ferne. "Ich würde das nicht zulassen, weder die Morde noch den Selbstmord. Eine Katze wäre deinen Tod nicht wert. Sie wäre es nicht wert, nicht in den SternenClan zu kommen."

Die Enttäuschung in seiner Stimme machte es noch schlimmer und ich ließ die Schultern hängen, schüttelte leicht den Kopf, war unschlüssig. "Ich hab keine Ahnung, das ganze ist einfach surreal. Ich hab nie drüber nachgedacht, ob ich eine Berechtigung zum Hier-Sein habe, und jetzt ..." Aber seine folgenden Worte heiterten mich tatsächlich ein wenig auf. Mein Bruder war nicht der beste, was solche Konversationen anging und doch zog es mich irgendwie immer wieder zu ihm, wenn es mir so dreckig ging wie jetzt. Er war mein Halt, auch wenn wir uns gegenseitig schon Dinge angetan hatten, die sich normale Geschwister nie antun würden. Eine Hassliebe wohl. Meine Ohren stellten sich wieder auf und ich sah über die Schulter zu ihm zurück, so etwas wie einen winzigen Hoffnungsschimmer in den Augen. Dann erhob ich mich und folgte ihm. "Hm. Das sind so einfache Dinge. Ich habe es meinen Schülern gepredigt, dass sie die Geräusche und den Geruch des Waldes verinnerlichen, aber so... Habe ich das ihnen nicht beigebracht." Er hatte Recht, vielleicht konnte man im Sternenclan überhaupt nicht das tun, was wir hier konnten. Das wäre grausam. Ich blieb vor dem Felsen stehen und sah zu ihm nach oben. Langsam legte ich den Kopf schief. "Das hab ich nicht mal bemerkt. Jetzt wo du es sagst, naja ... Es war schön, etwas zu haben, was man schützen konnte und dem man vielleicht auch etwas weiter geben sollte. Aber jetzt... Ich hab das Gefühl, meine Jungen hätten einen anderen Vater verdient, einen, der nicht ständig so einen Mist baut. Ich weiß, ich sage das so oft, aber ich weiß nicht, wie ich besser werden kann." Ich blinzelte einmal und schaute dann leicht an Falconcurse vorbei, wirkte nachdenklich. "Niemand hat mehr Respekt vor mir, Falconcurse, warum auch? Ich hab den Respekt nicht verdient. Meine Erfolge werden von meinen Misserfolgen überschattet und dadurch spricht man mir den Respekt automatisch ab. Die nehmen mich doch überhaupt nicht mehr ernst.", meinte ich enttäuscht, aber ich konnte ja verstehen, warum es so war, wie es nunmal war. Zumindest teilweise. "Ein Zeichen von Schwäche? Die würden das sicher als ein Zeichen von Stärke werten, weil sie sich gegen mich aufgelehnt haben.",schnaubte ich und setzte mich wieder. "Wahrscheinlich, ja. Aber ich denke, wenn es je so weit kommt, dann bin ich schon so kaputt, dass du mich wohl letztendlich doch aus dem Weg räumen müsstest. Sowas... Ich will es nie erleben, das würde ich nicht aushalten. Ich hab ja schon -" Sofort hielt ich inne. Beinahe hätte ich mich verraten. Aber ich fing mich sofort wieder. "- diese ganzen Streits mit Silberzunge und Embergaze..."

@Räuberstern
"Schon gut. Ich versteh das übliche nicht." In sanften Zügen putzte ich ihre Ohren und schnurrte dabei ebenfalls ganz leise. Die letzten Tage, mehr Monde schon, die waren wirklich anstrengend gewesen. Ich hatte neue Kratzer im Gesicht, Liliengift nun auch. Pumapfote würde wohl sein Leben lang Angst haben, dass ich ihn aus einer Laune heraus anspringend könnte und Räuberstern hatte mehr Probleme damit, hinter mir aufzuräumen, als sie im Clan generell hatte. Alles in allem... es war anstrengend. Ich seufzte leise und schloss die Augen. "Ich verstehe nicht, wie du... wie du bei mir bleiben kannst, wo ich in der letzten Zeit... nicht gerade der beste Gefährte war. Ich habe in dieser Zeit mehr Mist angestellt, als wohl in meinem gesamten Leben. Jede andere Kätzin hätte längst Schluss gemacht. Und ich will nicht, dass du denkst, du müsstest bei mir bleiben, dass du dich irgendwie dazu gezwungen fühlst, weil..." Ich hielt inne und öffnete die Augen langsam wieder. "Du bist mir wichtig." Ich hatte gerade durch meine Schüler gelernt, dass die Katzen es nicht mochten, wenn ich so viel und lange über mich selbst redete, weshalb ich mich diesmal sehr kurz hielt und dem Blick meiner Gefährtin auswich. "J-jedenfalls wollte ich fragen, ob du, ehh... vielleicht schon eine Ahnung hast, welche Mentoren du unseren Jungen geben würdest.",lenkte ich dann schnell ab. "Wird ja bald soweit sein, nicht wahr?"

"Weißt du Hawkfang, du hast etwas, was ich nicht habe und darum beneide ich dich. Sicher; du bist auch nicht die emotionalste Katze, doch deine emotionale Intelligenz ist weitaus mehr ausgeprägt als bei mir. Du bist deinen Jungen ein guter Vater, ein besserer Vater, als Maisherz mir je eine Mutter war" Ich sah ihn einfach nur an und dachte nach. "Solange dich deine Jungen lieben, sie zu dir Aufsehen kannst du nicht so viel falsch machen; weißt du? Warum sollte ein anderer Vater besser sein? Weil er keine Fehler gemacht?" Ich schnaubte nur leise. "Wie du besser werden kannst? Zeit... Junge wollen Zeit mit dir verbringen, etwas von dir lernen... lass sie Moosball spielen, versteckr den Moosball und lasse die Jungen ihn suchen. Du wirst so den Charakter deiner Kinder kennenlernen." Das Spiel hatten wir damals auch gespielt. "Ich habe Respekt vor dir, zählt das etwa nicht?" Ich hob die Augenbrauen. "Du bist der beste Jäger des Clans, bringe zwei Tage nichts ins Lager und s8r werfen sehen, was ohne fich alles wegfallen würde. Lass die Schüler hungern, die meinen dir den Tod zu wünschen." Ich hob den Kopf an und sah wieder in die Ferne. "Stärke? Nein. Stärke wäre es, wenn sie eine offene Diskussion mit dir führen würden... sowas ist ein Zeichen von Schwäche." Bei seinen Worten zuckte mein Ohr. "Was? Getötet?" Ich wandte mich wieder meinen Bruder zu. "Mach dich nicht fertig, Hawkfang."

Seine Worte taten gut. Endlich jemand, der mir nicht erst Honig ums Maul schmierte und dann drauf schlug. Das taten nämlich irgendwie... alle anderen. Zumindest kam es mir so vor. Oder sie ließen den Honig einfach gleich weg. Seltsam, dass ich diese Metapher zog, wo gerade mein honigverrückter Bruder vor mir stand. "Sagen wir es so, es gibt Fehler, die ich gemacht habe, die man durchaus hätte verhindern können - ich hätte sie verhindern müssen. Aber ich habe sie geschehen lassen. Deshalb... ach ich weiß nicht." Ich schüttelte leicht den Kopf, sah dann aber wieder zu meinem Bruder auf. "Hm..." Ich musste sagen, mein Bruder hatte doch mehr Ahnung vom Leben, als ich. Dabei war er kaum im Lager und alles, was er tat, war beobachten und nachdenken. Ich hatte seine Taktik verfolgt, versucht, ebenfalls so viel zu sehen, wie nur irgendwie möglich und dabei hatte ich das nicht einmal willentlich getan, ich war einfach ein stiller Beobachter, wie er. Trotzdem entging mir wohl noch immer vieles. "Ich werde es versuchen. Sie haben etwas besseres verdient, als das, was ich ihnen im Moment biete. Ich will kein Vater sein, der in Vergessenheit oder in Ungnade Gerät." Wie Stacheljäger. Als er meinte, ich wäre besser als Maisherz, war ich da etwas zwiegespalten, aber sagte nichts dazu. Er wusste, wie ich zu unserer Mutter stand. "...Seit wann hast du Respekt vor mir?",fragte ich dann aber ehrlich und legte etwas den Kopf schief, ihn weiterhin direkt ansehend. Falconcurse war noch immer in vielen Dingen meinen Fähigkeiten überlegen. Nur weil ich emotional intelligenter war, sollte er Respekt vor mir haben? Sicher nicht. "Mag sein, aber wie ich letztens Pumapfote sagte, als Individuum zählen wir im Clan doch sehr wenig. Nur durch viele Individuen entsteht ein Clan, klar, aber eines allein kann kaum etwas ausrichten. Nur weil ich fehle, werden die anderen nicht hungern." Als er plötzlich fragte, ob ich getötet hätte, hielt ich seinem Blick stand, ohne eine Regung zu zeigen. Denn wenn ich wollte, dann konnte ich lügen wie gedruckt. Ich setzte eine leicht verwirrte Mine auf. "Getötet? Nein, ich hab mich mit ihnen gestritten und vielleicht auch gekämpft. Aber getötet? Was redest du da?"

"Mh... seit wann habe ich Respekt vor dir, das ist eine gute Frage. Wir haben einen ähnlichen Ansatz schon einmal verfolgt, als ich dir sagte, dass ich die Katzen grundlegend toleriere - allerdings nicht akzeptiere und letzteres auch niemand von mir verlangen kann. Erinnerst du dich?" Ich sah meinen Bruder kurz an und sah dann wieder in die Ferne. "Ich denke, dass Respekt an sich vielleicht unterteilt werden sollte... allerdings wäre das für dich jetzt wahrscheinlich sehr schwere Kost... in deinem Zustand" Ich leckte mir über die Lippen und dann fiel mir ein, dass ich seine Frage noch gar nicht beantwortet hatte. "Ich habe dich schon immer respektiert, nicht immer in allen Unterteilungen, doch ich habe dich von Anfang an als Individuum respektiert, als einen Clangefährten... doch ich respektiere auch deine Fähigkeiten als Krieger... ich habe dich als Anführer respektiert - doch auch als meinen Bruder." Damit hakte ich meine Antwort ab.

Sternenclan, war ich froh, dass er das Thema Mord fallen ließ. Das mit dem Respekt interessierte mich aber tatsächlich, weshalb ich aufmerksam die Ohren spitzte. "... Nein, ich kann zuhören. Erklär mir, was du meinst. Bitte.",bat ich und schaute ihn ruhiger an, als ich innerlich war, aber das war ja meistens so. Gerade war ich einfach niedergeschlagen, aber ich hatte zumindest zu einem Teil akzeptiert, dass die Schuld vollkommen bei mir lag, bis auf gewisse Einzelteile. Das machte mich ruhiger, als ich wäre, wenn ich mich dagegen noch immer sträuben würde. "Ich wusste nicht, dass du den Respekt unterteilst."

"Nein Hawkfang... du würdest vielleicht zuhören können, doch du könntest es nicht verstehen. Ich kenne dich mittlerweile gut genug, denn in deiner jetzigen Situation würden dich meine Worte sehr schnell frusten. Du hättest Fragen, würdest sie aber nicht stellen und auf Stress habe ich gerade einfach... keine Lust. Aber Hawkfang, du bist wenigstens eine der wenigen Katzen der ich es ansatzweise zutrauen würde. Die meisten Katzen sind einfach... nicht intelligent genug. Sie würden zuhören, es aber niemals verstehen können. Es ist sehr frustrierend, von dummen Katzen umgeben zu sein - doch für sie wäre es genauso frustrierend mich nicht zu verstehen und es ist für sie frustrierend das meine emotionale Intelligenz gegen 0 geht... also ausgleichende Gerechtigkeit, was?" Ich sah wieder nach oben. "Hier war ich manchmal tagelang... wäre hier in meinem Kaninchenbau fast gestorben" Ich schnaubte. Das war mit meine größte Schwäche, mein Kaninchenbau - die Welt meiner Gedanken. Ich konnte nie aufhören zu denken, oftmals fing ich einen Gedanken an, unterbrach mich für einen anderen und setzte dann immer wieder an alter Stelle an. War es ein Vorteil? Vielleicht, doch oftmals baute ich meine Gedanken soweit aus, dass ich nicht mehr aufhören konnte und vergaß das Essen, das Trinken und Schlafen. "Du hinterfragst die Dinge auch nicht, Hawkfang und das ist nicht einmal ein Vorwurf. Wir ticken anders." Ich lächelte fast schon etwas. Der Kaninchenbau und mein Perfektionismus hätten mich unzählige Male fast umgebracht und das amüsierte mich; zumindest schien es so, in Wirklichkeit war es wieder diese Verzweiflung, nicht zu wissen, wie ich darauf reagieren sollte. "Ich wünschte manchmal ich könnte vergessen... es tut weh, weißt du? Nicht vergessen zu können."

Enttäuscht ließ ich die Ohren etwas sinken, fing mich aber schnell wieder. Es war schließlich irgendwo logisch. Im Moment war ich nicht gerade am Höhepunkt meines Verstands. Ich hatte ebenso wenig Lust auf Stress, also schluckte ich meine zynischen Antworten einfach runter. Etwas, was ich in letzter Zeit zu oft hatte tun müssen. Mein Ausbruch beim Training mit Maplepaw hatte mir ein gewisses Maß an Entspannung gebracht, weil ich mich jetzt nicht mehr allzu stark verstellen musste, aber... Liliengift und ihre blöden Abkömmlinge. Nun, das war immer noch ein Problem. Ich hörte meinem Bruder zu und beobachtete ihn dabei. "Würde ich nicht so bezeichnen. Eher ist es ein Störfaktor, niemandem dient es als Ausgleich.",murmelte ich, aber erwartete nicht, dass er mir zustimmte. "Dein Kaninchenbau... Dieses dumme Ding. Wenn du dich vielleicht nicht zurück ziehen würdest, wie ein verdammter Einsiedler, dann würdest du auch Ablenkung finden. Selbst ich hab ja gerafft, dass Isolation auf lange Sicht nur zum Wahnsinn führt. Ich hab's schließlich versucht.",erwiderte ich. Dabei zeigte sich in meinen harschen Worten auch die Sorge, die ich für meinen Bruder empfand. Ich wusste, dass Räuberstern das nicht verstehen konnte, ich tat es ja teilweise selbst nicht. Aber Falconcurse war mir wichtig. "Natürlich hinterfrage ich! Sonst hätte ich doch nie das ganze Ding mit dem Himmelclan angefangen!",brummte ich und fühlte mich ein wenig angegriffen. Selbst wenn er das nicht als Vorwurf meinte, das klang, als wäre ich zu dumm dafür. "Ich weiß." Ich hatte schließlich noch immer Alpträume von den verschiedensten Dingen. Perlmuttflut. Ihr Gefährte Dornensee. Liliengift und ihre Worte tauchten da mittlerweile auch verstärkt auf. Zwielichtspiel und wie er mir jedes einzelne Leben raus riss... "Es tut nicht nur weh, es ist grauenvoll. Aber das ist wohl unsere Strafe."

"Wie kommst du damit klar? Also das sich alle Gespräche in deinen Kopf fressen?" Ich wollte es wirklich wissen. Es machte mich oftmals kaputt, noch genau zu wissen, wann Schwalbenstern mir was gesagt hat. Ich konnte nicht loslassen. "Ich kann mir den Kaninchenbau nicht aussuchen, Hawkfang... ich wünschte es wäre so. Ich denke nach und ehe ich mich versehe... finde ich mich einen oder zwei Tage später an der gleichen Stelle wieder" Ich legte mich hin und beobachtete weiter den Himmel. "Die ersten Sterne sind zu sehen..."